Weshalb sind Rituale für uns Menschen wichtig? Weil sie uns Sicherheit geben. Bei all den Unwägbarkeiten, denen wir täglich ausgesetzt sind, spielen selbst kleine Rituale eine große Rolle.
Ein uns sehr liebgewordenes Ritual ist unser Morgenkaffee. Es beginnt damit, dass meine wunderbare Frau mich bereits im Bett strahlend fragt, ob ich Lust auf einen Kaffee mit ihr hätte. Natürlich habe ich Lust. Bereits beim Einschlafen am Abend zuvor freue ich mich darauf.
Bis vor einiger Zeit beinhaltete dieses Ritual auch noch die erste Zigarette oder den ersten Zigarillo des Tages. Welch ein Genuss, wenn sich beim ersten unvorbereiteten Zug die Bronchien krampfartig zusammenzogen und einen ein Hustenanfall durchschüttelte und den ganzen Qualm gleich ein zweites Mal inhalieren ließ. Husten, würgen, tränende Augen und dieser widerliche Gestank…! Das haben wir uns abgewöhnt.
Mit schlechten Gewohnheiten verhält es sich bei mir genauso, wie bei den meisten Menschen. Wir können sie uns nicht einfach abgewöhnen, sondern müssen sie durch andere Gewohnheiten ersetzen. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Ersatzgewohnheiten ist schier grenzenlos. Vom Lesen eines Gedichts über den Einbeinstand oder einfach nur meditatives Atmen standen mir zahllose Möglichkeiten zur Wahl. Ich habe mich für die Kekse entschieden.
Bereits seit ein paar Jahren trinke ich meinen Kaffee aus figurtechnischen Gründen – jedoch ohne nennenswerten Erfolg – frei von Zucker. Es schmeckt mir immer noch nicht. Wenn also schon kein Nikotin mehr zum Kaffee dann wenigsten ein paar süße Kekse, die eine kleine Kompensation für den Zuckerverzicht darstellen können. Je süßer die Kekse, desto besser. Außerdem habe ich sie dann für mich ich allein. Meine Traumfrau mag keine süßen Kekse. Sie würde Würstchen bevorzugen. Allerdings nicht schon am frühen Morgen.
Jedenfalls brauche ich Kekse zum Kaffee. Die sind nun Teil des Rituals. Es ist toll, morgens kurz nach Sonnenaufgang auf der Terrasse mit unbeschreiblichem Blick auf das Meer sitzend meinen Kaffee und ein paar Kekse zusammen mit meiner Frau zu genießen. Dieses ohnehin schon großartige Ritual hat Alexandra vor ein paar Wochen noch erweitert.
Um uns herum leben viele Vögel, die uns täglich besuchen kommen. Seit Alexandra sie füttert, kommen sie öfter, mittlerweile etwa im zweistündigen Rhythmus. Es muss daran liegen, dass meine Frau meine Kekse an sie verfüttert. Kurz nach Tagesanbruch sitzen sie vor unserem Schlafzimmer auf den Liegen, schauen zu uns herein, beobachten uns genau und fordern uns ihr Frühstück reklamierend lautstark zum Aufstehen auf. Dabei stolzieren sie auf der Terrasse auf und ab, flattern auf die Liegen oder das Loungesofa, plustern sich auf und unterhalten uns auf vielfältige Weise. Sie bringen uns zum Lachen und wir freuen uns über ihre Gesellschaft sehr. Gerne teile ich also auch meine Kekse mit ihnen und wir genießen unser gemeinsames Frühstück.
Gestern hatten wir Keksalarm. Soll heißen, wir hatten keine Kekse mehr. Es handelte ich eindeutig um einen Notfall, der Sofortmaßnahmen erforderte. Wir beschrieben zunächst unseren – also meinen – Bedarf und analysierten die sich anbietenden Quellen. Danach legten wir die Route fest und starten mit unseren Scootern zu einer ausgiebigen Cookie Tour. Diese führte uns durch den nordöstlichen Teil der Insel und bot zum wiederholten Male die Gelegenheit, durch reine Thai Gebiete zu gondeln und die Menschen fernab der touristischen Einrichtungen zu erleben. Immer wieder fällt uns der entspannte und liebevolle Umgang der Thai mit ihren Kindern auf.
Eine Quelle für die mürben Butter Cookies ist der Big C. Halsbrecherisch schlängelten wir uns durch den Verkehr und erkämpften uns in der Baustelle vor der Einfahrt mit dem Recht der Verzweifelten Zugang zu diesem unwiderstehlichen Angebot. Jetzt ging es nur noch um die Frage, ob die Bestände im Markt unseren sehr ambitionierten Einsatz würden rechtfertigen können. Mit einem großen Einkaufswagen ausgestattet marschierten wir zügig hindurch, direkt ans gegenüberliegende Ende in den Backwarenbereich und ich schaute glücklich auf gut zwei Dutzend großer Tüten goldgelber Butter Cookies. Wie viele würden in das Fach unter dem Sitz des Rollers passen? Wie viele Einkauftaschen hatten wir überhaupt dabei? Mit einem halben Dutzend Tüten zogen wir zufrieden von dannen. Beim Verlassen des Big C standen wir dann buchstäblich im Regen. Nicht, dass uns das besonders stören würde, aber im Regen ist mit den Scootern besondere Vorsicht angezeigt und ein Regencape sinnvoll. Also entfalteten wir unsere Regenkondome und ich stellte mit Bedauern fest, dann nun noch eine weitere Butter Cookie Tüte in das Fach gepasst hätte. Ich fasste den Entschluss, die entstandene Lücke anderweitig zu füllen.
Als nächsten Zwischenstopp wählten wir das Sasatorn. Deren Cookies sind vorzüglich. Bei eingeschränkter Sicht durch den Regen und das flatternde Regencape ergatterten wir die letzten beiden Parkplätze vor der Tür und stapften durch riesige Pfützen in den Laden. Wir hatten uns als Schuhwerk in weiser Voraussicht wieder für die Plastikschläppchen entschieden. Das macht das Durchqueren manchmal knöcheltiefer Lachen deutlich stressfreier. Der Dreck perlt wunderbar ab. Je nachdem, wo du bist, lässt du deine Schlappen draußen stehen und betrittst die Räume barfuß. Bei Regen ist es nicht ganz einfach, zu entscheiden, was besser ist. Mit dreckigen Schlappen auf schmutzigem nassem Boden ausrutschen oder mit nackten, nassen und schmutzigen Füßen das Risiko eingehen. Die Thai lassen uns beides durchgehen. Wichtig ist, sich nach Betreten eines Raumes umgehend vom Regencape zu befreien. Ich bin sonst binnen Sekunden darunter genauso nass, wie ich es auch ohne Cape im Regen geworden wäre.
Sasatorn Coffee
Sasatorn coffee is a specialty coffee serving and support 100 % Thai Arabica from different coffee plantations in Northern Thailand that we work with
Die Verkäuferin im Sasatorn begrüßte uns breit grinsend, da wir hier nicht zum ersten Mal einkauften. Wir entschieden uns für unsere Lieblingskekse und ich nahm eingedenk des freien Raumes unter meiner Sitzbank noch eine Packung extra mit. Da Thailand und insbesondere die Inseln wie Koh Samui von den Touristen leben hatten einige Farang schnell verstanden, dass man diesen Menschen neben der köstlichen lokalen Küche auch Dinge anbieten muss, die sie von daheim kennen und vielleicht auch in der Ferne genießen möchten. Das hat dazu geführt, dass es auf Samui zahlreiche Cafés und Bäckereien gibt, die mit einer großen Auswahl unterschiedlicher Cookies und Süßigkeiten aufwarten. Das Schöne an einer solchen Cookie Tour ist auch die Möglichkeit, bei jedem Einkaufsstopp einen wunderbaren Kaffee z. B. mit einer Schokotorte zu genießen. Alexandra entschied sich dann doch lieber für die herrlich verführerisch duftende Frittata.
So eine Cookie Tour ist ein auf Süßigkeiten ausgerichteter kulinarischer Beschaffungstrip allererster Güte und eine große Schachtel frisch zubereiteter Donuts unterschiedlicher Geschmacksrichtung rundete unseren kleinen und sehr gelungenen Ausflug ab.
Natürlich teile ich manches davon gerne mit unseren gefiederten Freunden. Wir wissen ja: Sharing is caring.