Der Airport von Samui ist sehr klein. Am Vorfeld hat nach unseren Eindrücken nur ein Flieger Platz. Zwei Flieger gleichzeitig haben wir noch nicht erlebt. Das ist toll, da immer nur eine überschaubare Anzahl von Menschen rumläuft. Ein weiterer Vorteil ist, dass Du nie lange auf Dein Gepäck wartest. Es kommt praktisch zeitgleich mit Dir an.
Die Magie von Samui liegt auch in der Gemächlichkeit. Auf Samui geht alles a bisserl langsamer. Du wirst quasi zwangsentschleunigt. So wie du im Flieger bei der Landung die Verzögerung spürst fühlt es sich auf Samui an, als hätte jemand bei der Zeit die Bremse betätigt und als würden die Sekunden hier ein wenig langsamer dahintröpfeln. Das erlaubt gefühlt mehr Zeit für Genuss.
Du schlenderst also entspannt zum Ausgang und niemand drängelt oder schreit herum.
Mit vorab organisierter Limo oder einem Van geht es zur gebuchten Location. Wir haben online eine sehr schöne vor drei Jahren errichtete Villa zu einem vernünftigen Preis gebucht, die wirklich absolut beeindruckend rüberkam und wir freuten uns riesig, von der Terrasse mit Pool den Blick aufs Meer zu genießen. Die Gegend kannten wir grob und konnten den Standort ungefähr einordnen, nicht ganz genau, aber OK…
Unsere Spannung wuchs, je näher wir kamen. Die letzten zweihundert Meter wählte der Fahrer eine uns unbekannte Route und wir fanden uns in einer Gegend, die uns fremd und auch nicht ganz geheuer war. Wirkte nicht ganz so toll hier, aber… Wir hielten in einer schmalen Straße vor einem Haus an und brauchten einen Moment, um zu verstehen, dass wir am Ziel waren und aussteigen konnten.
WTF…?
Wo waren wir gelandet? Wir konnten hier nicht richtig sein. Ein offenkundiges Missverständnis. Schon die Gegend entsprach überhaupt nicht unserer Erwartung und alles sah so ganz anders aus, als es uns beschreiben worden war. Das war nicht die tolle Villa Azur. Oder etwa doch?
Kennst Du das Gefühl, wenn der erste Eindruck so katastrophal ist, dass Du nullkommanull Bock auf einen zweiten Eindruck verspürst und sich jede Faser deines Körpers dem tiefsitzenden Fluchtreflex ergeben möchte? Wenn der einzige zusammenhängende Gedanke in deinem Kopf lautet: Blos weg hier. Sofort! Der nächste Gedanke lautet dann folgerichtig: Wohin?
Buche niemals eine longterm Unterkunft ohne sie besichtigt zu haben
Lass Dich nicht von vermeintlich schönen Bildern und tollen Beschreibungen beeindrucken!
Während der Fahrer fröhlich unser Gepäck entlud standen wir wie betäubt auf der Straße und blickten uns verständnislos an. Da wir keine andere Wahl hatten betraten wir das Haus und fanden uns in einem Gebäude wieder, welches vor etwa zehn oder mehr Jahren mal ziemlich cool war. Aber schon lange nicht mehr. Abgeranzt und runtergekommen und technisch in einem beklagenswerten Zustand präsentierte sich uns eine über viele Jahre vernachlässigte und ungepflegte Ex-Villa, deren Zustand selbst der niedergeschlagen wirkende Villamanager bedauerte.
Auf unseren Hinweis, dass uns die Villa als vor drei Jahren gebaut vermietet wurde lachte er traurig und bestätigte, dass das Haus vor über zehn Jahren gebaut wurde und er wisse, dass Eigentümer und Agent diesbezüglich lügen würden. Wir sind also so richtig verarscht worden. Von Simone, einem Franzosen, der wie viele Europäer hier als Agent tätig ist und versucht, mit der Vermittlung von Kauf- oder Mietobjekten Geld zu verdienen. Ein klassischer Makler eben, nur leider ein unseriöser.
Unser Gepäck stand noch im Eingangsbereich, wo der Fahrer es abgestellt hatte. Wir ersparten uns die Mühe, es zu bewegen, da wir uns sofort klar darüber waren, hier keine einzige Nacht zu verbringen und uns sofort etwas anderes suchen zu müssen. Wir hatten einen Kardinalfehler begangen und gegen unser Prinzip verstoßen, Monatsbuchungen nur nach Inaugenscheinnahme vorzunehmen. Nun waren wir unter Druck.
Wir hatten nichts bezahlt und uns zu nichts verpflichtet, waren also frei. Aber es war mittlerweile Nachmittag und wir hatten noch etwas über zwei Stunden bis Sonnenuntergang. Die Zeit drängte, denn wir wollten nun sehen, wohin wir gingen. Hotels schieden aus, erstens mögen wir keine Hotels und zweitens sind uns Hotels in Pandemiezeiten noch weniger angenehm.
Also frohen Mutes ab ins Internet und auf die Suche nach Optionen begeben. Da viele Villen geschlossen sind und nicht auf allen Plattformen Verfügbarkeit abgerufen werden kann brauchten wir ein bisschen Zeit, aber mit vereinten Kräften und sehr dankenswerter Unterstützung des sehr betrübten Villamanagers – einem Thai – schafften wir es, nach knapp zwei Stunden eine Alternative zumindest für die nächsten fünf Tage gefunden und über Airbnb gebucht zu haben. Taxi zurückbeordert, Gepäck wieder verladen und mit unseren mittlerweile angelieferten brandneuen Rollern auf den Weg gemacht, um im letzten Tageslicht die Villa Ihana an der Bayside zu beziehen.
Als wir von der Terrasse der Villa Ihana nach rechts Richtung Koh Pangan und nach links in den perfekten Sonnenuntergang schauten, blickten wir uns lachend an und wussten mal wieder: Geht doch!
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Das ist wohl jedem schon einmal passiert, zum Glück keine Vorauszahlung geleistet, gute Zeit Uli
Hallo Uli! Ja, da hast Du recht. Zum Glück ergibt sich im Leben immer wieder etwas Neues und nicht selten Besseres. 🙂
Liebe Grüße
Alexandra & Chris